Bergische Momente

Karneval oder auch die “fünfte Jahreszeit”

Kaum etwas wird so sehr gefeiert wie Karneval. OK, bei uns im Oberbergischen oder im Sauerland steht auch das Schützenfest mit an erster Stelle und teilt sich den ersten Platz mit dem Karneval. An Karneval steht alles Kopf. Andere kennen den Karneval auch als Fasching und Fastnacht oder Fasnacht. An den eigentlichen Karnevalstagen zwischen Rosenmontag und Aschermittwoch herrscht in vielen Regionen der Ausnahmezustand. An diesen Tagen sollten Karnevalsmuffel besser in den Urlaub fahren. Denn nicht nur unzählige Veranstaltungen finden in dieser Zeit und auch schon vorher statt, auch stundenlange Fernsehübertragungen von Karnevalsumzügen aus ganz Deutschland laufen auf sämtlichen TV-Programmen. Und nicht nur Umzüge, auch Büttenreden von Karnevalssitzungen werden ins TV übertragen. Von überall her strömen die Leute zum Kölner Karneval oder zur Mainzer Fastnacht. Neben Mainz und Köln gehört aber auch Düsseldorf zu den Hochburgen der rheinischen Fastnacht. Im Sauerland gehört Attendorn eindeutig zu den Hochburgen. Passen Sie gut auf, wenn Sie auf eine Feier gehen, mit welchem Ausruf Sie den Karneval hochleben lassen. Ich als eher nicht Karnevalist bin die, die in der ganzen Zeit nur auf eine einzige Karnevalssitzung, nämlich auf die im Dorf stattfindende, geht, muss Jahr für Jahr überlegen, ob es nun Alaaf oder Helau heißt.

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Helau oder Alaaf?

Natürlich heißt es bei uns auf der Belmicke “Alaaf”. Wer unwissend “Helau” ruft, wird strafend abgemahnt und mit Blicken vernichtet. Aus der Sitzung geflogen bin ich zum Glück noch nicht. Doch dieses Jahr gebe ich mir richtig Mühe. „Alaaf“ stammt wohl von dem Kölschen „all af“ ab und bedeutet so viel wie „über alles“. Lassen Sie Kölle mit dem dreifachen Ruf „Kölle Alaaf“ hochleben, bedeutet das so viel wie „Köln über alles“ oder „Alles lobe Köln“. Nun ja, ich sollte mir schon mal das dreifache “Belmicke alaaf” einprägen, damit ich nicht schon wieder ausgebuht werde.

Helau wird eher in Koblenz und Mainz gerufen, also ab der Nord-Süd-Grenze. Wie man auf “Helau” gekommen ist, ist anscheinend nicht ganz so klar wie bei dem “Alaaf”. Da es sich um einen sehr alten Brauch handelt, der seine Wurzeln bereits im 13. Jahrhundert hat, ist es naheliegend, dass der Ausruf “Helau” eine Abwandlung von “Hölle auf” ist. Denn ursprünglich wurden mit dem Ende des Winters Geister und Dämonen vertrieben und das Frühjahr willkommen geheißen. Bei den Umzügen wurden Masken und Kostüme getragen.

Doch nicht überall im Einzugsgebiet von Köln wird Alaaf gerufen. Eine große Ausnahme ist dahingehend Düsseldorf. Hier wird nicht Alaaf gerufen, sondern Helau. Aber nicht nur darin unterscheidet sich Düsseldorf von Köln. Mit dem Bier soll da auch etwas nicht stimmen. Keine Ahnung. Bin kein Biertrinker.

Karneval wurde bereits im Altertum gefeiert

Vorläufer des Karnevals wurden bereits vor 5000 Jahren in Mesopotamien gefeiert. Es wurde ein siebentägiges Fest nach Neujahr gefeiert. Es sollte die symbolische Hochzeit eines Gottes darstellen. In allen Kulturen lassen sich solche oder ähnliche Bräuche, die mit dem Erwachen des Frühlings in Zusammenhang stehen, nachweisen. Auch die Römer feierten mit farbenprächtigen Umzügen und geschmückten Wägen. Sie bewarfen sich mit kleinen Rosen. Die heutige Tradition ähnelt der der Römer schon ganz gut. Auch das freche Mundwerk in den närrischen Tagen war sowohl im Altertum, im Mittelalter und auch in der heutigen Zeit geduldet. Was noch im Mittelalter um den Dreikönigstag, also am 6. Januar anfing, fängt heute schon am 11.11. an. Viele Mythen und Bräuche kursieren, wenn es darum geht, die Frage zu beantworten, warum der Startschuss der Karnevalssaison am 11. November anfängt. Zum einen soll im Jahr 1823 von den Preußen dieser Tag ausgewählt worden sein. Und zwar aus organisatorischen Gründen. Ein andere Erklärung hängt mit der Zahl 11 zusammen. Sie gilt als die “närrische” unter den Zahlen. Auf jeden Fall ist und war das Ende der närrischen Tage immer Aschermittwoch. Mit Aschermittwoch endet die närrische Zeit und die sechswöchige Fastenzeit bis Ostern beginnt. In der Fastenzeit sollte ursprünglich kein Fleisch zu sich genommen werden. Die Bezeichnung „Fastnacht“ – oder etwa im Rheinland „Fastelovend“ gehört dabei zu den ältesten Namen dieses Festes. Die Fastnacht wurde im 13. Jahrhundert festgelegt. Das Wort “Fastnacht” macht dabei klar, dass es ursprünglich nur um einen einzigen Abend ging, bevor bis Ostern gefastet wurde. Die Gläubigen sollten nochmal ausgelassen feiern und es sich dabei so richtig gut gehen lassen. Vor dem Fasten mussten natürlich Nahrungsmittel wie Fleisch, Fett und Eier verzehrt werden, da sie sonst über die Fastenzeit verderben würden. Das war die eine Seite. Das Volk war zufrieden. Auf der anderen Seite verfolgte die Kirche mit dem Erlaub des ausgelassenen Treibens ein didaktisches Ziel: Schon Augustinus hatte die „civitas diaboli“ (das Reich des Teufels) und die „civitas dei“ (das Reich Gottes) unterschieden. In der Fastnacht sollten die Menschen also der „civitas diaboli“ frönen, um am Aschermittwoch zurück zu der „civitas dei“ zu kommen. Heute bleibt den Leuten eigentlich nur noch das Fasten im Kopf. Obwohl es nicht mehr allzu streng genommen wird. Verzichten kann man beispielsweise auch auf Süßigkeiten oder Alkohol. Das 40-tägige Fasten gilt als Besinnung auf die Osterzeit. Viele nehmen diese Zeit in Anspruch, um Körper und Seele mit einer Detox-Kur zu reinigen.

Das Wort „Karneval“ ist übrigens aus dem lateinischen „carnelevare“ entstanden und bedeutet soviel wie „Fleisch wegnehmen“. Der Begriff tauchte erstmals 1699 auf.
Warum verkleidet man sich zu Karneval?

Schon Wochen vorher, einige auch schon direkt wieder nach Karneval, machen sich viele Gedanken über das Kostüm. Für Leute wie mich muss es eher einfach sein und darf nicht viel Geld kosten. Aber witzig sollte es doch sein. Also Clown, Schornsteinfeger, Cowboy/Girl, Matrose oder Pirat geht für mich gar nicht. Das finde ich dann doch zu einfallslos. Wenn man sich allerdings an den alten Brauch hält, müsste man sich schon gruselig maskieren. Die Menschen früher versuchten mit Kostümen, Masken und lauten Geräuschen die bösen Geister zu vertreiben. Damals diente das Tragen eines Karneval-Kostümes allerdings nicht zum Zwecke der Unterhaltsamkeit. Heute sieht das etwas anders aus. Also nehme ich vielleicht doch die schreckliche Hexe mit Warze, Spinne und schwarzer Katze auf der Schulter. Wer weiß? In einem Karneval-Kostüm verkörpern wir eine andere Rolle. Der Alltag rückt in weite Ferne, für wenige Stunden sind die Jecken und Narren eine andere Person. Wir tragen es aus Spaß an der Freude! Viele Menschen und besonders auch die Kinder lieben es, sich zu verkleiden. Dabei muss man keinem Trend folgen. Erlaubt ist alles, worin Sie sich wohl fühlen. Dabei kann es nicht ausgefallen genug sein. Oder auch nicht.

Nach wie vor verkleiden sich die Leute gerne als Mönch oder Nonne, Polizist, Pilot, Arzt und Krankenschwester und auch Tierkostüme werden wohl immer beliebt sein. Bei den Kindern sind nach wie vor Prinzessinnen, Feuerwehrmänner/Frauen, Superman oder Star Wars Figuren beliebt. Ich persönlich finde ja auch ein Indianerkostüm nicht als rassistisch. Gerade nicht bei Kindern, die einfach nur so sein wollen wie ihre Helden Yakari, Pow How oder Pocahontas.

Schmalzgebäck an Karneval

Traditionell wird an den Karnevalstagen viel Schmalzgebäck wie Krapfen, Kräppel, Apfelkrapfen, Quarkbällchen, Mutzenmandeln und Berliner “Pfannkuchen” verspeist. Die verschiedenen Bezeichnungen des beliebten Gebäcks sind auf die verschiedenen Bundesländer zurückzuführen. In Bayern und Österreich wird der mit Marmelade gefüllte “Hefeteigballen” Krapfen genannt. In Hessen wird er als Kreppel bezeichnet und hier im Rheinland sagt man Berliner. Die Berliner nennen das Gebäck Pfannkuchen. Unser klassischer Pfannkuchen heißt in Berlin und Umgebung Eierkuchen.

Der Begriff Krapfen lässt sich allerdings bis auf das Mittelalter zurückführen. Schon im Mittelalter aßen die Leute zu Karneval bzw. vor der Fastenzeit gerne unter anderem dieses fetthaltige Gebäck.

Auch “Amerikaner”, verziert mit bunten Esskonfetti und Clowngesichtern, machen sich gut auf dem Faschingsbuffet. Und nicht nur das, sie sind auch noch schnell selbst gemacht. Gerade mit Kindern. Quarkbällchen sind ebenfalls schnell gemacht. Doch mit dem Ausbacken im heißen Fett ist das schon so eine Sache.

Nicht nur Schmalzgebäck kommt an Karneval auf den Tisch. Wie wir schon erfahren haben, wurde vor den Fastentagen mit Essen nicht gegeizt. Alles, was in den folgenden Wochen der Fastenzeit schlecht werden konnte, musste noch verzehrt werden. Also wurden auch noch einige Hühner geschlachtet, damit man nicht so viele Eier hatte. Denn in der Fastenzeit war nicht nur das Essen von Fleisch verboten, sondern auch alle tierischen Nebenerzeugnisse wie Milch, Eier, Fett wie Schmalz und Butter sowie Käse verboten.

Ganz besonders beliebt im Rheinland ist an Karneval auch “Himmel un Äd”. Ein einfaches Rezept aus Kartoffel-Apfelstampf mit ausgelassenem Speck, angerösteten Zwiebeln und gebratener Blutwurst.

Die passenden Rezepte für die Amerikaner und den Quarkbällchen finden Sie auch bei uns in den LandMomenten.

LandMomente Alaaf !! Viel Spaß

Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist die Herausgeberin der LandMOMENTE und verantwortet den Inhalt dieser Publikation. Geboren in Oberberg. Gelebt in Oberberg und Sauerland. Sie möchte - zusammen mit ihrem Redaktionsteam - gerne die schönen Seiten ihrer Heimat vorstellen. Für Impulse ist sie in der Gummersbacher Redaktion unter ihrer Durchwahl: +49-2261-9989887, oder per Mail: a.ruesche@arkm.de für ihre Leser erreichbar.

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