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Im Sauerland sind die Wisente los

Gehört haben wir schon alle von dem Wisentgehege im Sauerland. Vieles hörte bzw. las man in der Zeitung. Doch vielmehr ging es dabei um ungebetene Begegnungen der freilaufenden Herde am Rothaarsteig auf den Wanderwegen. Zumindest ging es mir persönlich so. Heute geht es uns aber nicht um die freilaufende Herde, sondern vielmehr um die Herde, die in der Wisent Welt Wittgenstein in Bad Berleburg lebt.

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Montags ist Ruhetag im Wisentgehege

Unsere Fahrt dauert ein wenig länger als eine Stunde, bis wir in der Wisent-Welt ankommen. Leider hat sich für den heutigen Tag Regen angemeldet. Wir hoffen einfach, dass uns der Wettergott gnädig ist und wir trockenen Fußes durch das Wisentgehege kommen. Na ja… Das hat nicht ganz so geklappt. Auf dem Parkplatz treffen wir Henrik Brinkschulte, einer der Ranger, der sich um die Wisente und alles drumherum kümmert. Montags ist Ruhetag. Da dürfen sich die Wisente von den Besuchern erholen. Daher war es überhaupt kein Problem einen Parkplatz zu finden. Was wir jedoch vorfinden, ist ein toller Kinderspielplatz und eine Jausenhütte noch vor dem Eingang zum Wisentgehege. Die Wisent-Welt gibt es seit 2013. Jährlich kommen ca. 30.000 Besucher hierher. Tendenz steigend. Aber eigentlich müssen sich die Wisente gar nicht erholen. Sie haben nichts gegen Besucher und sind an sie gewöhnt.

Leben im Wisentgehege

Wir erfahren von Henrik Brinkschulte viel über die Wisente, als wir mit ihm durch das Gehege laufen. Er erklärt uns alles wichtige rund um die Tiere, wie zum Beispiel wieviel Tiere in einer Herde leben und dass sie alle Namen haben. Zumindest die Tiere, die auf der Anlage leben. Die ersten Wisente zogen 2011 in die Wisentwelt Siegen-Wittgenstein ein. Die Kühe Fasel, Faye und Gutelaune sowie der Bulle Horno. Die Namen ihrer Nachkommen fangen, gemäß des Zuchtregisters, mit “Qu” wie zum Beispiel Quelle, Quara oder Quino an. Zur Zeit leben sieben Wisente auf der Anlage. Derzeit sind es drei ältere Tiere und vier Jungtiere. In der freien Herde sind es 18 Tiere. Wir erfahren auch, dass die Anwesenheit der Besucher des Wisentgeheges die Tiere gar nicht so stört. Sie sind an Menschen gewöhnt, im Gegensatz zu der freilaufende Herde. Die Wisente im Gehege kennen ihre Ranger ganz genau und wissen, dass es fast immer was leckeres zum Naschen gibt, wenn sie in das Gehege kommen.

Hunde dürfen allerdings nicht mit ins Wisentgehege genommen werden, auch wenn es ein schöner 3 km langer Rundweg durch die wilde Natur ist. Die Wisente verteidigen ihren Nachwuchs vehement. Sie sehen einen Hund als potentielle Bedrohung und könnten angreifen, auch wenn ein doppelter Zaun zwischen den Wisenten und den Besuchern steht. Der Weg ist zwar sehr schön, dennoch ist er nicht für Kinderwagen, Rollstuhl oder gehbehinderte Leute geeignet. Es geht über Stock und Stein, bergauf und bergab. Festes Schuhwerk wird dringend empfohlen. Da wundert es einen nicht, dass einem auch andere wild lebende Tiere über den Weg laufen, wie es Henrik Brinkschulte an einem anderen Tag passiert ist. Da kreuzte eine Kreuzotter seinen Weg durchs Revier. “Mit der Klimaerwärmung wird das in Zukunft noch wohl öfter passieren”, meint Henrik Brinkschulte. Im Winter empfiehlt er teilweise sogar Schneeschuhe, um durch das Gehege zu kommen. Die Wisent-Welt ist ganzjährig geöffnet.

Der Wald der Wisent-Welt ist ein reiner Wirtschaftswald. Eine natürliche Verjüngung gab es 2007 bei Kyrill. Die Umzäunung ist für die Besucher kaum sichtbar. Der Eingriff in die Natur wird so gering wie möglich gehalten. Die Pfade werden frei gehalten und auf denen sollten Sie sich unbedingt bewegen. An einigen Aussichtspunkten werden die Sträucher und Gehölz geschnitten, damit Sie eine bessere Sicht auf die Tiere haben. Doch auch das gibt Ihnen keine Garantie, dass Sie die Herde vor die Kamera bekommen. Auch wir haben nur eine Chance mit einem Kamera Zoom Objektiv. Das Gehege kann durch den sogenannten “Dachsbau”, einer Schleuse, noch einmal abgetrennt werden. So kann ein kleineres Gehege von dem größeren abgetrennt werden, wenn beispielsweise Umbaumaßnahmen anstehen oder zur Vergesellschaftung mit neuen Tieren. In der kleineren Anlage wurde ein Teich als Wasserspeicher für die Tiere angelegt. Bei großer Hitze finden Sie die Tiere mit Sicherheit im Teich, wo sie sich abkühlen. Regen macht ihnen dagegen gar nichts aus. Im Gegensatz zu uns. Die Schutzhütte, die noch gebaut werden soll, hat uns an diesem Tag sehr gefehlt, denn der Wettergott war uns nicht gnädig. Der Regen unerbittlich. Schnellen Schrittes ging es nun weiter. Nur kurz können wir einen Blick auf die selbst konstruierte Fanganlage werfen. Denn natürlich ist ab und an auch eine tierärztliche Untersuchung nötig. Damit die Tiere nicht immer mit einem Narkosepfeil verfolgt werden müssen, haben sich die Verantwortlichen des Trägervereins Wisent-Welt-Wittgenstein e.V. etwas einfallen lassen, um die Tiere schonend einzufangen. Mit der Anlage haben die Tiere weniger Stress. Mittlerweile kennen sie diese sehr genau und gehen willig bei Bedarf von selber hinein.

Da der Regen nun zu stark wird und wir bereits sehr durchnässt sind, organisiert Henrik Brinkschulte auf halben Weg einen Rücktransport. Sein Kollege Henrik Trapp gabelt uns kurzerhand auf und bringt uns mit dem Auto zurück zum Parkplatz. Der ganze Rundweg dauert ca.1,5 Stunden ohne Pause. Verschiedene Wanderwege führen durch das Gehege. Und auch an die Kinder wird gedacht. Es gibt neben dem Abenteuerspielplatz auch ein Pirschpfad.

Bei den Wisenten hat die Kuh das Sagen

Wie im wahren Leben auch haben die Frauen das Sagen, auch bei den Wisenten. Die Leitkuh gibt den Ton an. Der Bulle der Herde im Wisentgehege ist sieben Jahre alt und wiegt fast eine Tonne. So viel wie ein Kleinwagen. Die Kühe sind ein wenig kleiner und nicht ganz so schwer, dafür leben sie länger. Eine Wisentkuh kann 24 Jahre alt werden. Eine Bulle wird meistens nicht älter als 16 Jahre. Sie sind die größten Landsäugetiere Europas. Feinde haben Sie bei uns nur zwei: Den Wolf und den Menschen. Frei-lebende Wisente laufen ca. 20-30 km am Tag und sind sehr revierbezogen. Die Wisente im Gehege fühlen sich dort sehr wohl. Als ein Sturm durch umgestürzte Bäume den Zaun zerstört hat, blieben die Wisente im Gehege. Sie hatten keinen Grund ihr Revier zu verlassen und weg zu laufen. Der Elektrozaun um das Gehege drumherum ist eher für die Besucher errichtet worden. Die Wisente spüren durch die dicke Wolle den Elektrozaun so gut wie gar nicht. Sie sind schon dabei beobachtet worden, wie sie sich an dem Elektrozaun schubbern.

Picknicken ist erlaubt

Wenn Sie das Wisentgehege in Bad Berleburg besuchen möchten, dürfen Sie sich gerne etwas zu Essen und zu Trinken mitbringen. Schließlich sollen auch Sie sich wohl fühlen und sich einen schönen Tag machen. Aber bitte denken Sie daran, Ihren Müll wieder mitzunehmen. Denn der Müll gehört nicht in die Natur, sondern in den Mülleimer. Da sich die Ranger um das Wohl der Tiere kümmern müssen, können und sollten sie sich nicht auch noch um herumliegenden Müll kümmern müssen. Allerdings scheinen das viele Besucher anders zu sehen. Immer wieder werden die Ranger zu Müllsammlern. Auch bei unserem Besuch finden wir Zigarettenkippen, obwohl das Rauchen und Feuer machen wegen der Waldbrandgefahr im Gehege strengstens verboten ist. Leider gibt es immer wieder Leute, die meinen, die Regel gelten nicht für sie. Auch das Füttern der Tiere ist strengstens untersagt. Im Übrigen sollten auch die Wisente der freilaufenden Herde nicht gefüttert werden. Wenn sie gefüttert werden, gewöhnen sie sich zu sehr an Menschen. Dann brauchen sich Wanderer nicht zu wundern, wenn auf einmal ein Wisent vor ihnen steht. Die Wisente finden ausreichend Nahrung in der Natur. Nur im Winter wird zugefüttert.

Wisentbulle auf Abwegen

In der frei-lebenden Herde sind zwei der ranghöchsten Kühe mit Sendern ausgestattet, so dass die Herde geortet werden kann. Doch der Kreis Siegen-Wittgenstein weist noch viele Funklöcher auf, so dass oftmals wochenlang niemand weiß, wo sie sich aufhalten. Es sei denn, es werden Sichtungen von Leuten gemeldet, die vermuten, dass die Wisente aus ihrem Gehege ausgebrochen sind. Ein Jungbulle hat sich vor zwei Jahren abgesetzt, auf der Suche nach einer eigenen Herde. Leider gibt es die aber nicht. Zumindest nicht in Deutschland bzw. in freier Wildbahn. Weltweit leben nur etwa 8.400 Wisente. Und alle sind irgendwie miteinander verwandt. Inzest lässt sich daher kaum vermeiden. Nicht nur Ranger Henrik Brinkschulte wünscht sich, dass der Jungbulle seinen Weg nach Siegen-Wittgenstein zurückfindet.

Wir hoffen es auch, nicht dass der Gute an Vereinsamung stirbt.

Wisent-Welt mit Bildungsauftrag

Im ersten Obergeschoss der „Wisent-Hütte“ ist ein Seminarraum auf technisch hohem Niveau entstanden. In diesem Seminarraum haben bis zu 60 Personen Platz. Der Seminarraum ist mit digitaler Präsentationstechnik ausgestattet. Nicht nur Schulklassen können hier ihre Naturkenntnisse aufleben lassen. Auch andere Gruppen sind hier herzlich Willkommen.

Unterstützt wird die Wisent-Welt von zahlreichen Sponsoren und & Institutionen wie z.B. des Kreises Siegen-Wittgenstein, die Taurus Naturentwicklung e.V., das Bundesamt für Naturschutz, der Deutscher-Wildgehege-Verband e.V., der Krombacher Brauerei, der Stadt Bad Berleburg und vielen mehr.

Kontakt:

WISENT-WILDNIS AM ROTHAARSTEIG
Weidiger Weg 100
57319 Bad Berleburg
Tel. +49 2751 920 55-35
Fax +49 2751 920 55-34

Leider ist die Anfahrt mit dem ÖPNV nicht möglich.

Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist die Herausgeberin der LandMOMENTE und verantwortet den Inhalt dieser Publikation. Geboren in Oberberg. Gelebt in Oberberg und Sauerland. Sie möchte - zusammen mit ihrem Redaktionsteam - gerne die schönen Seiten ihrer Heimat vorstellen. Für Impulse ist sie in der Gummersbacher Redaktion unter ihrer Durchwahl: +49-2261-9989887, oder per Mail: a.ruesche@arkm.de für ihre Leser erreichbar.

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