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“Sei fleißig wie ein Bienchen”

So fleißig sind die Bienen im Örtchen Drabenderhöhe im Oberbergischen

Georg Amser, Imker aus Drabenderhöhe, ist mit Leib, Seele und Herz beim Imkern. Er hat keine Angst vor seinen Bienen. Zur Zeit stehen 27 Völker in seinem Garten. “Ich gehe auch in Badehosen zu den Bienen” Einen Schutzanzug habe ich bei meinem Besuch auch nicht gesehen.

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Sein einziges Hilfsmittel zur Beruhigung der Bienen ist ein Rauchgerät, der “Smoker”. Er vertraut und respektiert seinen Bienen und seine Bienen vertrauen ihm. “Bienen sind ganz sanfte Wesen”, so die liebevolle Aussage von Georg Amser. 2008 bekam er sein erstes Bienenvolk und musste zunächst einmal feststellen, dass Imkern nicht gleich Imkern ist. Jeder imkert anders. Was der Eine macht, muss dem Anderen noch lange nicht gefallen. Es ist wie mit allem anderen. Nur aus Erfahrungen lernt man. Am Besten lernt man jedoch aus seinen eigenen Erfahrungen.

Georg Amser hat viel Zeit, Mühe und Geld in seine Bienen investiert. Sich alles selbst erarbeitet. Ein Bienenhaus gebaut, samt einer Vorrichtung, um die schweren Beuten (Bienenkästen) zu heben. Eine Honigschleuder und ein Wachsschmelzer gehören ebenfalls dazu.

Fleißige Bienen beim Imker Georg Amser in Drabenderhöhe.
Fleißige Bienen beim Imker Georg Amser in Drabenderhöhe.

Man bekommt den Eindruck Georg Amser sei schon seit 30 Jahren dabei, so liebevoll, euphorisch und wissend redet er über die Biene. Zur Seite steht im Johannes Schuster, 1. Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Engelskirchen e.V. Er führt seit drei Jahren den 1894 gegründeten Verein. Seitdem hat sich schon viel getan. Auch er engagiert sich mit äußerster Euphorie für den Verein. Aktuell sind 57 Imker dem Verein angeschlossen. Sie kommen aus allen Richtungen des Oberbergischen und noch weiter. Das Einzugsgebiet erstreckt sich auf stolze 30 km. Über Zuwachs freut man sich hier, im Bienenzuchtverein Engelskirchen, immer. Je mehr Bienen es gibt, umso besser für unsere Umwelt. Das ist ebenfalls ein wichtiger Punkt im Bienenzuchtverein. Es geht hier ja nicht nur um das Imkern. Da ist auch viel Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung gefragt. Dafür sorgt Johannes Schuster so gut es geht.

Ein großes Problem des Bienensterbens ist unter anderem auch die Unwissenheit der Menschen, die in ihren Gärten keinen Platz für bienenfreundliche Pflanzen haben oder ihren Garten schlichtweg zu betonieren, weil er dann pflegeleichter ist.

Die Biene – ein Wunderwerk der Natur

Dabei ist die Biene ein wahres Naturphänomen. Ein Bienenvolk besteht aus 30.000 – 60.000 Bienen. Jede Biene im Stock hat eine Aufgabe. Jede Biene weiß, was sie zu tun hat, ohne dass man ihr eine Arbeitsanweisung schreiben muss. Von der Königin, deren Aufgabe es ist für Nachwuchs zu sorgen, über die Made bis hin zur Ammenbiene, Honigbiene und Drohne. Alle haben eine bestimmte Aufgabe.

Die Königin hat für den Nachwuchs zu sorgen. Sie “stiftet” (Eiablage) täglich bis zu 2.000 Eier. Die Königin wächst in einer sogenannten Weiselzelle heran.Die Bienen selbst bestimmen, wann sie eine neue Königin heranziehen. Dies geschieht schlicht weg über den Futterbrei, den die Maden bekommen. Die zukünftigen Königinnen werden mit Gelee Royal gefüttert. Der Futtersaft wird in den Futtersaftdrüsen und den Oberkieferdrüsen der Arbeiterinnen gebildet. Die Zusammensetzung des Futtersaftes bestimmt, aus welcher Bienenlarve eine Königin oder eine Ammenbiene bzw. Drohne wird. Die Königin braucht mit diesem besonderen Futtersaft nur 16 Tage bis zum Schlüpfen. Eine Arbeiterbiene braucht 21 Tage, eine Drohne 24 Tage.

In der Weiselzelle wächst eine neue Bienen Königin heran.
Gut erkennbar ist die sogenannte Weiselzelle. Foto: Bildarchiv ARKM

Die neue Königin macht sich mit einem Piepsen nach dem Schlüpfen erkenntlich, so wissen die Arbeiterbienen und auch die alte Königin, dass die neue Königin bereit ist. In der Natur würde die alte Königin nun den Stock verlassen. Beim Imkern wird mit der neuen Königin allerdings ein neues Bienenvolk gegründet. Die alte Königin darf bleiben. Die neue geschlüpfte Königin bringt nun ihre noch nicht geschlüpften Schwestern um und übernimmt das Volk. Sie schwärmt für die nächsten drei Tage zum Begattungsflug aus.

Videoimpressionen von unserem Besuch in Drabenderhöhe:

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Ein neues Bienenvolk entsteht

Um ein neues Bienenvolk zu züchten, nimmt der Imker nun diese frisch geschlüpfte Königin und setzt sie, zusammen mit ca. 200-300 Schüttelbienen (aus mehreren Völkern abgeschüttelt, laut Herrn Amser “So eine Suppenkelle voll”), in den sogenannten Begattungskasten. Ein neues Bienenvolk entsteht. Während die Königin sich mit ein paar Drohnen (männliche Bienen, die übrigens keine andere Aufgabe haben als die Königin zu begatten. Sie können auch nicht stechen) auf dem Begattungsflug befindet, machen sich die “fleißigen Schüttelbienchen” ans Werk, ein neues Heim für die Königin zu schaffen. Sie bekommen vom Imker eine kleine Starthilfe vorgegeben.

Nach dem Begattungsflug, Bienen (Königinnen) können nur im Flug begattet werden, fängt sie sofort mit dem Stiften an. Erst dann bekommt die Königin ihre auffällige Zeichnung mit der Jahresfarbe, die im Übrigen in diesem Jahr (2019) grün ist. Die Jahresfarben werden international einheitlich festgelegt. Die Markierung der Königin dient zu ihrer Altersbestimmung. So erkennt der Imker die Königin im Bienenstock sehr schnell bei dem ganzen Bienengewimmel. Der Imker selber entscheidet nun was mit seiner Königin passiert. Entweder er verkauft sie oder er behält sie für den Eigenbedarf. Georg Amser stutzt seinen Bienen- Königinnen einen Flügel, so dass sie nicht mehr weit fliegen kann. Wie das der Imker handhabt obliegt ihm selbst. Ohne das Flügelstutzen kann es durchaus passieren, dass die Bienenkönigin die Beute (Bienenkiste) verlässt (ausschwärmt) und ihr Volk mitnimmt. Wenn er Glück hat, kann der Imker das Volk wieder einfangen. Ansonsten hat er leider Pech gehabt.

Die Bienen-Königen "stiftet" täglich bis zu 2.000 Eier.
Die kleinen weißen „Stifte“ in den Waben sind Larven Foto: Bildarchiv ARKM

Gründet der Imker einen neuen Bienenstock, beginnt ein neuer Kreislauf. Doch Bienen leben nicht lange. Eine Sommerbiene lebt ca. 35 Tage, die Winterbiene von Oktober bis April-Mai, also ca. 6-7 Monate. Kaum einer weiß, dass es Sommer- und Winterbienen gibt. Wussten Sie es?

„Flüssiges Gold“ – Die Biene und der Honig

Die Arbeiterbienen fliegen raus sobald es warm ist und sammeln Pollen und Nektar. Dabei fliegen sie täglich bis zu 3 km, je nachdem wie groß das Angebot von blühenden Pflanzen in der Umgebung ist. Die Außentemperatur spielt dabei eine entscheidende Rolle. Je nach Witterung ist sie auch schon mal bis 12:00 Uhr Nachts unterwegs. Allerdings fliegt sie ab einer Außentemperatur von 13 Grad Celsius gar nicht erst aus dem Stock.

Bis zu 45 Mal am Tag fliegt die Honigbiene aus um Pollen und Nektar zu sammeln. Wenn die Bienen ihre “Pollenhöschen” und die sogenannte Honigblase gefüllt haben, fliegen sie zur Beute zurück. Die Ammenbiene nimmt der Flugbiene nun das Futter ab, dabei knabbert sie der Flugbiene die Pollenhöschen ab und saugt die Honigblase aus. Die Pollen werden für den Eigengebrauch bzw. zur Fütterung der Bienenlarve benutzt. Der Nektar, der der Biene eigentlich als Wintervorrat dient, wird später zu unserem geliebten Honig.

Das Pollenhöschen der Biene is gut zu erkennen.
Eine Biene mit „vollen Höschen“ Foto: Bildarchiv ARKM

Ab September/Oktober wird bei Georg Amser allerding kein Honig mehr geschleudert. Das, was die Bienen dann noch sammeln, lässt ihnen Georg Amser für den eigenen Wintervorrat. Wenn man bedenkt wie viele Arbeitsstunden die Bienen damit verbringen Nektar zu sammeln und wenn diese bezahlt werden müssten, macht das ein Glas Honig eigentlich unbezahlbar kostbar. Nicht umsonst wird der Honig als flüssiges Gold bezeichnet.

Aus einer Wabe schleudert Georg Amser 2,5 – 3 kg Honig. In der Honigblase der Arbeiterbiene oder Flugbiene befinden sich rund 1 ml Nektar wenn sie von einem ihrer vielen Futter-Flüge zur Beute zurückkommt. Eine ganze Beute ist mit 11 Rahmen bestückt (Deutsches Normalmaß). Somit wiegt eine volle Beute ca. 35 kg. Das geht ganz schön auf den Rücken und in die Arme des Imkers. Und ein Grund mehr die Arbeit der Biene zu würdigen.

Die Waben der Bienen sind gefüllt mit Nektar, unserem Honig.
Foto: Bildarchiv ARKM
Der Honig wird auch als flüssiges Gold der Bienen bezeichnet.
Foto: Bildarchiv ARKM

Unerwünschte Eindringlinge machen es der Biene schwer

Georg Amsers Bienenhaus besteht aus acht Stellplätzen à drei Beuten. Drei Beuten bilden ein Volk. Zusammen mit seinen Reisevölkern nimmt er viel Arbeit in Kauf und zwar täglich. Die Pflege der Bienen gehört genauso dazu wie das Schleudern des Honigs. Das heißt nicht, dass sie jeden Tag gekämmt werden müssten. Aber sie müssen auf Schädlinge überprüft werden. Na ja, ein bisschen so wie kämmen. Der Imker muss die Beuten “Durchkämmen”. Beispielsweise nach der Varroamilbe. Eindringlinge wie die Varroamilbe, Wespen und die Wachsmotte machen den Bienen und dem Imker das Leben schwer. Deswegen macht Georg Amser alle 2-3 Tage die sogenannte “Müllsortierung” indem er die sogenannte “Windel” (Abfallschublade der Beute) auf Schädlinge kontrolliert und ggf. sofort reagieren kann und auch muss. Nicht nur Schädlinge sind für die Bienen gefährlich sondern auch die amerikanische Faulbrut, eine gefährliche und für die Bienenlarve tödliche Seuche, kann bei Unachtsamkeit ausbrechen. So ist es auch in Teilbereichen des Oberbergischen geschehen.

Neben der Varroamilbe machen den Bienen auch die Wachsmotten zu schaffen.
Wachsmotten und Varroamilben Foto: Bildarchiv ARKM

Honiggläser gehören nicht in den Glascontainer

Die Amerikanische Faulbrut entsteht beispielsweise, wenn unausgespülte Honiggläser in den Glascontainer geschmissen werden. Der Geruch lockt die Bienen an, sie sammeln den mit Bakterien infizierten Nektar und füttern ihre Brut damit. Die Larve stirbt ab. Die ausgewachsenen Biene wird nicht infiziert. Auch der Honig ist für den Menschen genießbar und nicht schädlich. Doch ein ganzes Bienenvolk kann so ausgerottet werden. Imker, die achtlos ihre unbrauchbaren Bienenwaben in der Biotonne entsorgen, können ebenso dafür verantwortlich gemacht werden. Auch Krankheiten und Seuchen tragen zum schrecklichen Bienensterben bei. Darum ist es äußerst wichtig die Biene mit Respekt zu behandeln. Das gilt für Alle, nicht nur für den Imker. Jeder kann seinen Beitrag, zum Erhalt der Biene, leisten. Schützen auch Sie die Biene.

Nachhaltigkeit beim Imkern

Georg Amser behütet seine Bienen wie seinen Augapfel. Bei ihm verkommt kein Bienenprodukt oder wird achtlos weggeschmissen. Alles wird auf die ein- oder andere Art wiederverwertet. Die geschleuderten Waben kommen im Anschluss in den Sonnenschmelzer. Das wiedergewonnenen Wachs, welches die Bienen aus ihren Drüsen ausschwitzen um die gefüllten Waben damit zu verdeckeln, benutzt er wieder, aber nicht zum Ziehen von Kerzen. Er baut daraus neue Starthilfen für die Bienen um neue Waben anzulegen. Das Propolis, das natürliche Antibiotika der Bienen, sammelt er für seinen Eigengebrauch. Jeden Morgen kommt ein bisschen von dem Propolis in den Kaffee, so ist er das ganze Jahr vor Infektionen geschützt.

Das Propolis wird auch als Kittharz der Bienen genannt. Sie verschließen und verdichten mit dem Harz kleine Öffnungen, Ritzen und Spalten in der Beute. Gleichzeitig dient es dazu, in den Stock eingeschleppte oder vorhandene Bakterien, Pilze und andere Mikroorganismen in ihrer Entwicklung zu hemmen und abzutöten.

Propolis ist das natürliche Antibiotika der Bienen und zugleich Kittharz zum abdichten der Beute.
Propolis ist ein natürliches Antibiotika. Foto: Bildarchiv ARKM

Die Biene ist und bleibt ein einzigartiges Naturwunder. Ohne sie gäbe es beispielsweise keine Früchte an unseren Bäumen und Sträuchern.

Aber wussten Sie, dass Bienen keine Tomaten,- Kürbisse,- Zucchini und Gurkenblüten bestäuben? Das macht alleine die Hummel.

Also gilt es unbedingt Hummeln, Bienen und alle anderen Nutzinsekten zu schützen.

Wer Interesse an der Imkerei hat oder mehr über die wunderbare Welt der Bienen erfahren möchte, kann sich gerne an den Imkerverein Engelskirchen e.V. wenden.

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Alexandra Rüsche

Alexandra Rüsche ist die Herausgeberin der LandMOMENTE und verantwortet den Inhalt dieser Publikation. Geboren in Oberberg. Gelebt in Oberberg und Sauerland. Sie möchte - zusammen mit ihrem Redaktionsteam - gerne die schönen Seiten ihrer Heimat vorstellen. Für Impulse ist sie in der Gummersbacher Redaktion unter ihrer Durchwahl: +49-2261-9989887, oder per Mail: a.ruesche@arkm.de für ihre Leser erreichbar.

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